Deutscher Abend (Andere Gedichte)
Deutscher Abend Nun gönnt die Firma stillen Abendfrieden dem Arbeitsmann, den Mädels, dem Kommis – nun sitzt ganz Deutschland um den runden, lieben gedeckten Tisch und sieht aufs Visavis.
Da liegt das Land: ganz schwarz und blau und dunkel. Es klirrt der Wind im Telegraphendraht. Ein gelbes Fenster grüßt dich mit Gefunkel: hier spielt der Förster seinen Dauerskat. Man hebt die Zeitung, läßt sie wieder sinken,
die Welt, ihr Lieben, geht den alten Lauf – hieraufbezüglich kann man einen trinken, die Pfeife qualmt, nun steigt der Mond herauf. Und hundert Mimen spreizen ihre Glieder, und hundert Bürger füllen sich mit Bier …
Und hundert Mädchen summen kleine Lieder, denn morgen, morgen muß er fort von hier. O Herr, so wie wir hinieden krauchen, so segne Land und Leute und Kompott. Verlaß dich drauf: wir könnens brauchen,
wir könnens brauchen, lieber Gott!
Eingetragen am 08.11.2011 09:33:26 von 2rhyme
Autor: Kurt Tucholsky
Quelle: de.wikisource.org
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