Nacht (Haller) (Andere Gedichte)
Nacht Mit stummen Glocken läutet Die Nacht durchs müde Feld. Mit weißen Fingern deutet Der Mond auf die gestorbne Welt.
Mein Ohr hört eine Brandung Die keinen Felsen hat, Mein Auge sieht die Landung Des Geisterschiffs an ferner Stadt. Dort braust ein Jubelklingen
Wie’s hier kein Ohr vernahm; Dort glänzt aus goldnen Ringen Ein Bildnis himmlisch, wundersam. Auf Tönen, stark und milde, Fliegt mein entrückter Sinn;
Vor jenem klaren Bilde Neigt sich mein Leib in Demut hin. O Lebensstrand voll Freude, Wie ferne magst du sein! O selger Sehnsucht Weide,
Wo leuchtet mir dein grüner Schein? Laß deiner Lust Gedröhne Mir fern herüber wehn, Und deines Bildes Schöne Im Traum vor meinen Pfaden stehn!
Eingetragen am 08.11.2011 09:34:35 von 2rhyme
Autor: Paul Haller
Quelle: de.wikisource.org
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