Und dennoch! (Andere Gedichte)
Und dennoch! Und bist vom auserwählten Stamm und liebst dein Volk und uralt Blut, und fast wie Haß ist deine Glut für deinen schwer gequälten Stamm;
und träumst von euerm Sinai und der nur Euren Himmelsnäh’, und stehst wie Mose vor Jahwäh und stehst und schwörst: ich wanke nie. Und dennoch kam in deinen Mund
das Wort, das einst am Jordan klang; da rang ein Mensch mit sich – und rang sich weinend los vom alten Bund und sprach, indeß sein blutend Herz aus Schauern schwer gen Himmel stieg:
Nur dein Entsagen ist dein Sieg, und eins und gleich ist Aller Schmerz. Wie kam es doch, das Wort der Qual, des Menschensohnes Siegesnot, auf Deine Zunge – sein Gebot:
„Sei stark, zerbrich den Trieb der Wahl!“ und liebst ein auserwähltes Volk und fast wie Haß ist deine Glut?! Und siehe, um dich rauscht Ein Blut: der Menschen schwer gequältes Volk ...
Eingetragen am 08.11.2011 09:35:12 von 2rhyme
Autor: Richard Dehmel
Quelle: de.wikisource.org
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